Metakonsens

Unter BDSMlern sehr umstritten sind Partnerschaften oder auch Spiele, in denen lediglich ein Metakonsens herrscht. Metakonsens bedeutet, dass der devote Part auf Tabus und Ausstiegsmöglichkeiten bewusst verzichtet, konkret bestimmt damit allein der dominante Part das Spiel und seine Grenzen, und ein Safeword wird abgelehnt.

Vorteile
Diese Art der Unterordnung ist jene, die am weitesten geht. Für jemanden, dem der Faktor Macht wichtig ist, ist dies die intensivste Art. Es ist eben kein Spiel, sondern Dom bestimmt wirklich über alles. Sub vertraut dem Dom in diesem Fall wirklich ihre Gesundheit, Psyche und ihr Leben an. Es wird unbestritten keine Spielart geben, die psychisch so intensiv sein kann, wie ein metakonsensuales Spiel.

Rechtslage
Alle „normalen“ BDSM Handlungen sind nach dem deutschen/österreichischen Recht erlaubte Handlungen, sofern der devote Part hierzu eingewilligt hat. Nur extremste Spielarten, welche in meinen Augen nicht mehr unter BDSM fallen, sind strafbar (lebensgefährliche Amputationen etc.). Der Grund hierfür ist, dass nach deutschem Recht (ich beschränke die folgenden Ausführungen hierauf) die eigenen Freiheiten/Rechte zu einem großen Teil dispositiv sind. Dies bedeutet, dass ein Mensch der bei klarem Verstand ist, dazu seine Einwilligung geben kann, sich von einem anderen zum Beispiel auspeitschen zu lassen.

Normalerweise ist dies eine Körperverletzung. Der § 228 StGB regelt aber, dass bei dem Vorliegen einer wirksamen Einwilligung keine Strafbarkeit vorliegt. Die Gesetzeslage sieht jedoch zwingend vor, dass die Einwilligung frei widerruflich sein muss. Beim Metakonsens ist genau dies nicht gegeben. Ob damit bereits die Einwilligung unwirksam ist, oder ob lediglich die erste Handlung, bei der Sub widerrufen will, hier ausschlaggebend ist, kann nicht sicher gesagt werden.

Egal wie man es sieht, im Gegensatz zum Zivilrecht (§ 185 BGB), ist eine nachträgliche Genehmigung im Strafrecht bedeutungslos. Ein intensives metakonsensuales Spiel ist daher für den dominanten Part (so gut wie) immer strafbar. Für den devoten Part liegt hingegen keine Strafbarkeit vor, da dieser das Opfer ist.

Nachteile
Der Nachteil der Strafbarkeit ist in meinen Augen nicht mal der schlimmste, die weiteren möglichen Folgen sind weitaus bedeutungsvoller. Jeder geistig gesunde Mensch trägt Verantwortung für sein Leben, der eine mehr der andere weniger. Der Metakonsens schiebt die gesamte Verantwortung dem dominanten Part zu. Daraus resultiert sehr schnell ein reales, nicht einvernehmliches Erlebnis, im Kontext BDSM also Freiheitsentzug, Vergewaltigung, Körperverletzung, Beleidigung, Nötigung etc. pp. Die Möglichkeit, Schaden von der eigenen Psyche, dem Leib oder gar Leben abzuwenden, ist dem Opfer genommen. Extremsituationen führen zu Traumatisierungen und aus einer schönen einvernehmlichen Spielart wird schnell ein realer Missbrauch, mit all seinen negativen Folgen.

Die Befürworter des Metakonsens führen hiergegen gerne an, dass ein erfahrener, einfühlsamer und guter Dom überhaupt kein Interesse daran hat, Sub dauerhaft zu schaden und das Spiel beim Auftreten einer realen Gefahr abbrechen wird.

Ein nettes Wunschdenken, selbst wenn ich annehmen würde, dass ein Dom der das macht, sich genau an diesen Leitsatz halten würde. Kann ein Dom wirklich Gedanken lesen, kann er genau erkennen, was in der Sub vorgeht, ob sie vielleicht getriggert ist? Kann er Sub genau an der Kante der Klippe tänzeln lassen und sie achtet dabei nicht auf ihre eigenen Schritte?

Nach meiner Kenntnis (da ich nur mit Safeword spiele sind es lediglich Kenntnisse vom Hörensagen) führt diese Spielart, wenn sie denn wirklich konsequent durchgezogen wird, zu sehr schönen Erlebnissen. Aber immer wieder stürzt jemand bei diesem Drahtseilakt ab, und egal wie schön die anderen Erlebnisse waren, dieser eine Absturz und seine Folgen ist meist so schlimm, dass alles andere demgegenüber verblasst. Wer ernsthaft mit dem Gedanken Metakonsens spielt, oder einfach einen facettenreichen aber auch beklemmenden SM Roman lesen will, sollte zum Roman Safeword (Rezension der Macht-spiele) von Nala Martin greifen.

Was nicht unter Metakonsens fällt
Viele behaupten, dass Tunnelspiele ein Beispiel für den Metakonsens seien, weil es auch hier keine Ausstiegsoption gebe. Das sehe ich anders, natürlich stimmt es, ein Tunnelspiel (Beispiel: Auftragen einer brennenden Salbe, ist sie eingezogen kann der Effekt nicht rückgängig gemacht werden) kann nicht mehr wirklich abgebrochen werden, aber der Effekt kann gemildert werden, zum Beispiel durch Kühlung, Schmerzmittel und andere Dinge.

Der größte Unterschied ist aber die „Tatbegehung“. Bei einem Tunnelspiel liegt zum Zeitpunkt des Starts ein Konsens vor, beide wissen, dass dieses Spiel einen Effekt hat welcher nicht umkehrbar ist, damit haben weder Dom noch Sub die Möglichkeit eines Abbruchs in der Hand und beide kennen den Spielplan dieses Tunnelspiels.

Genau das ist aber beim Metakonsens anders, hier kann Dom immer abbrechen und es ist vorher nicht festgelegt, was passieren wird. Auch der vollständige Verzicht auf Tabus stellt keinen Metakonsens dar, solange Sub die Möglichkeit hat, mittels des Safewords zu jeder Zeit die Aktion abzubrechen. Zusammenfassend also nochmals: Beim Metakonsens willigt der devote Part darin ein, dass fortan, also immer oder auch nur für einen bestimmten Zeitraum, der dominante Part alleinig über die Handlungen beider bestimmt.

Zitat einer Person die diesen Bereich intensiv gelebt hat: "Den Metakonsens beschreibt man am besten mit nur einem Satz. Es ist ein klares Nein, zu dem man zuvor irgendwann JA gesagt hat. Es ist also das Ja zum Nein" Marvelous 2013

Bis hierhin ist dieser Artikel und der Blogartikel Metakonens identisch. Im Blog gehe ich zudem auf die Argumente der Doms ein und ziehe einen persönlichen Vergleich, zudem gibt es Kommentare und eben die Möglichkeit eigene Erfahrungen mitzuteilen.

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