Die Flagsession

Aufwärmen und Nachsorge

1. Aufwärmen vor einer Flagsession

Aufwärmen kann man ja vieles – den Rest Lasagne von gestern, sich selbst vor einem Kaminfeuer oder eben den Spielpartner, bevor man gemeinsam in eine Flagsession startet.

Zu einem sicheren Verlauf einer Flagsession gehören verschiedene Dinge. Als Erstes ist hierbei das Aufwärmen zu nennen. Dieses sollte langsam und mit steigender Intensität durchgeführt werden. Durch langsames Aufwärmen kann zum Beispiel vermieden werden, dass die Haut aufplatzt und somit offene Wunden entstehen, wenn mit einem „Werkzeug“ zu früh zu heftig zugeschlagen wird.
Angenehmer Nebeneffekt des Ganzen ist auch, dass der passive Partner sich langsam an die Situation gewöhnen kann, was für den einen oder anderen vielleicht sogar mit einer Luststeigerung verbunden ist.

Über Endorphine und Adrenalin

Bei Erregung wird im menschlichen Körper Endorphin freigesetzt, bei Schmerzempfinden Adrenalin. Die Wirkung der beiden Hormone ist additiv, das heißt, dass sie sich gegenseitig verstärken.
Was passiert nun genau beim Aufwärmen? Hierdurch wird im Idealfall die Lust des passiven Partners gesteigert, was zur Ausschüttung von Endorphinen führt. Man wird geil. Mit nicht zu festen Schlägen hält der aktive Part nun die Geilheit seines Partners aufrecht.
Nach und nach wird vermutlich auch die Empfindung „Schmerz“ hinzukommen, trotzdem kann es sein, dass die Lust weiter steigt. In diesem Fall ist das Endorphinlevel konstant höher als das Adrenalinlevel, weshalb das Gefühl „Lust“ die Schmerzen sozusagen überdeckt. Dadurch kann eine Geilheit erreicht werden, wie sie unter „normalen Umständen“ nie möglich wäre, da sich die Wirkung der beiden Hormone addiert.

Wie muss ich aufwärmen, damit mein Partner keine unbeabsichtigten Verletzungen davonträgt?

Geht sanft vor und steigert euch nach und nach, so bekommt ihr mehr Gefühl für das Verhalten der Haut des Passiven. Außerdem bietet dies die Möglichkeit, Vertrauen aufzubauen und zu zeigen, dass man sich als Aktiver durchaus um das Wohl des Passiven sorgt.
Wir gehen hier davon aus, dass der passive Partner ein lustvolles Erlebnis haben und keine Blessuren behalten soll, die als störend empfunden werden oder gar ernsthafte Verletzungen darstellen könnten.

Natürlich ist es von Mensch zu Mensch und vor allem Haut zu Haut unterschiedlich, wie empfindlich diese ist und wie lange sie benötigt, um wieder spurenlos zu sein, aber mit einigen einfachen Maßnahmen kann schon viel erreicht werden.

Damit das Entstehen von Striemen, Hämatomen oder blutigen Wunden soweit wie möglich verhindert wird, sollte das Gewebe an den Stellen, auf denen die Schläge auftreffen, entsprechend stark durchblutet sein. Das sorgt unter anderem für eine gute Dehnbarkeit des Gewebes. Hierdurch verkürzt sich die Abheildauer der zugefügten „Blessuren“.

Zum Aufwärmen nimmt der aktive Part sinnvollerweise „Werkzeuge“, mit denen flächig geschlagen werden kann, wie zum Beispiel Flogger, weiche Cats, Paddel, Straps und Strops und Tawsen.?? Die Aufwärmphase sollte etwa 20 bis 40 Minuten dauern; länger ist in der Regel besser, kürzer ist nicht empfehlenswert, da in einer kurzen Zeitspanne nicht das gewünschte Ergebnis erzielt werden kann. Die Haut benötigt diese Zeit, um wirklich stark durchblutet zu werden und somit heiß genug zu sein, damit sie ihre maximale Dehnbarkeit erreicht.??

Nach längeren Pausen sollten am Körper des Partners immer wieder die Stellen nachgewärmt werden, die gerade nicht so viel abbekommen haben. Man kann dies zum Beispiel schnell mit einer Striegelbürste erreichen.

Mit etwas Erfahrung fühlt man, wann die Haut wieder bereit ist, Schläge zu empfangen. Es empfiehlt sich, den Partner genau zu beobachten und darauf zu achten, dass das Vergnügen ein solches bleibt und die Stimmung nicht kippt – denn sonst hat man schnell einen aggressiven Zerberus als Partner, der euch vor Schmerz und Wut zerreißen möchte??

Die eigentliche Flagellation im Anschluss des Aufwärmens kann natürlich je nach persönlichen Vorlieben von zart bis hart gestaltet werden – hier kommt es immer auf die Wünsche der beiden Spielpartner an.

Und was ist mit jenen, die bei ihrem BDSM Schläge als Strafe einsetzen oder bewusst Spuren erzeugen wollen?

Auch sie sollten dem passiven Part eine Runde Aufwärmen gönnen – einfach, um Verletzungen, die so nicht gewollt sind, vorzubeugen.

Gerade bei den momentan herrschenden eisigen Temperaturen wird es sicher für Aktive und Passive eine besondere Freude sein, sich so richtig schön aufzuwärmen!


2. Nachbehandlung einer Flagsession

Wer kennt das nicht – am Tag nach dem lustvollen Hauen brennt der Hintern, nervöses Herumrutschen auf dem Bürostuhl bringt die Erinnerungen auf ganz besondere Art und Weise zurück. Wie sich die unerwünschten Folgen eines wilden Abends mindern lassen, darum soll es in diesem Artikel gehen.

Wozu ist eine solche Nachbehandlung überhaupt gut? Sie soll möglichst verhindern, dass die Haut reißt, Wunden entstehen oder sich sichtbare bzw. gar bleibende Spuren bilden. Risse entstehen in der Haut wie in Beton – bei einer Flagellation wird die Haut stark durchblutet, dadurch erwärmt sie sich und wird elastischer. Sobald die Haut wieder abkühlt, weil die Durchblutung sich weitgehend normalisiert, reduziert sich die Elastizität der Haut wieder auf das jeweilige Normalmaß.

An den Stellen, wo der Aufprall eines Schlaginstrumentes die Haut bzw. das Gewebe verletzt und sich Striemen gebildet haben, schwillt die Haut an und wird gedehnt - dadurch können winzige Risse entstehen, zusätzlich zu den eventuell bereits vorhandenen Verletzungen. Dem kann man durch eine gute Nachsorge entgegen wirken, damit die Haut trotzdem sie strapaziert wurde, ausreichend elastisch bleibt.

Dies kann auf verschiedenste Weise erreicht werden, wichtig ist, dass die Haut mit möglichst naturreinen Stoffen gepflegt wird, um eine sanfte und ungefährliche Wirkung zu gewährleisten??
Was aber sind nun diese „naturreinen Stoffe“ und welche Substanzen sollte man lieber vermeiden? Verzichten sollte man meiner Ansicht nach auf alle Salben, Cremes oder Öle, die mit z.B. mit Duftstoffen und Farbstoffen angereichert sind. Mögen diese bei einer parfümierten Körperlotion oder in Gesichtscremes noch gut vertragen werden, so kann die durch Flagellation beanspruchte oder gar verletzte Haut doch sehr negativ darauf reagieren, da die Poren durch die Beanspruchung erweitert sind und zudem auch noch winzige Verletzungen der unteren Hautschichten vorhanden sein können. Daher sind solche Zusätze für mich ein Tabu, um die eh schon in Mitleidenschaft gezogene Haut nicht unnötig noch weiter zu reizen.

Das beste Mittel, um die Haut elastisch zu halten, ist meiner Ansicht nach ein naturreines Fett, wie zum Beispiel Melkfett. Ist dieses dann auch noch um Substanzen angereichtert, die die Heilung der Haut beschleunigen, umso besser. Als besonders empfehlenswert, weil vielfach erprobt, halte ich Melkfett mit Ringelblumenöl. Aber auch Salben mit Arnikaextrakten haben sich meiner Erfahrung nach als gut geeignet erwiesen.??

Nun haben wir zwar das Hilfsmittel unserer Wahl, doch wie wenden wir es nun an? Am Ende einer Flagellation empfiehlt es sich, nach und nach sanfter in der Aktion zu werden und so die Session langsam ausklingen zu lassen, was zwar keine direkte Auswirkung auf die Heilung hat, aber vom passiven Part vielfach als angenehmer empfunden wird als einfaches „Aufhören“.
Jetzt ist es an der Zeit, zur Salbentube zu greifen und die beanspruchten Stellen sanft und mit viel Fett einzureiben. Dies sollte einige Stunden später wiederholt werden.?

Heparinhaltige Salben und Cremes sollten – wenn überhaupt – frühestens einen Tag nach der Session verwendet werden und auch nur, wenn sich Blutergüsse gebildet haben. Wo kein Hämatom ist, muss auch keines behandelt werden, die „vorauseilende“ Benutzung von heparinhaltigen Mitteln ist somit unnötig.
Vorrangiges Ziel der direkten Nachsorge ist, die Haut geschmeidig zu halten. Auch die nächsten zwei bis drei Tage sollte die in Mitleidenschaft gezogene Haut noch ein bis zweimal täglich mit der fetthaltigen Salbe eingerieben werden. Hierdurch wird die Haut geschmeidig gehalten und die starke Beanspruchung durch die Flagellation ausgeglichen.

Natürlich werden auch bei bester Nachsorge Spuren zurückbleiben, dessen sollte man sich stets bewusst sein. Doch durch liebevolle Pflege können diese gemindert werden und einer baldigen Flaggelation steht dann nichts mehr im Wege.

Verfasser Snake (SZN:123847)

Erstveröffentlichung im Mag

 

Speziell mit den gesundheitlichen Fragen des Schlagens (Hand/Peitsche/Rohrstock/usw) beschäftigt sich der BDSMed Artikel: Peitsch mich, wenn du mich liebst

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