Tabus und Grenzen

Tabu und Grenze, beides hört sich recht ähnlich an, aber die Unterschiede können enorm sein.

Das Wort Tabu kommt aus dem Polynesischen und bedeutet heilig und unverletzlich. Es ist also viel weitergehender als Begriffe wie experimentierfreudig, frivol oder freizügig. Lese ich die Angabe „Tabulos“ in Profilen oder Anzeigen, kann ich nur den Kopf schütteln (fast 5 Prozent der Besucher dieser Seite nennen bei einem Voting Tabulosigkeit als wichtigste Eigenschaft eines Doms), denn tabulos bedeutet das Fehlen von grundlegenden moralischen oder ethischen Grenzen, also auch Sex mit Toten, Tieren und Kindern. Jeder vernunftbegabte Mensch sollte im Leben über Tabus verfügen.

Grenzen sind hingegen verschiebbar, ähnlich wie es sich über Jahrhunderte mit Landesgrenzen, oder auch im Spiel durch Übung und Tagesform mit Schmerzgrenzen verhält. Manch eine Grenze hat ein Leben lang bestand, andere nur einige Stunden.
Gerade intensivere Spiele im Bereich BDSM werden oft als Grenzerfahrungen bezeichnet, da liegt eine Grenzüberschreitung zumindest immer im Bereich des Möglichen. Hier gilt jedoch, dass Grenzen (einvernehmlich und) gemeinsam überschritten werden sollten.

Alleingänge können zu einer Distanzierung, wie an einem Schlagbaum, führen. Wenn das nötige Vertrauen und Einfühlungsvermögen vorhanden sind, können Grenzen aber auch im Spiel ohne extra Absprache überschritten werden. Dies ist nicht ganz ungefährlich und ein Abbruch sollte einkalkuliert werden, aber zum Teil macht gerade dies den besonderen „Kick“ aus.

Tabus wie auch Grenzen sollten im Vorfeld zwischen den Partnern geklärt werden. Weiß man noch nicht, ob es ein Tabu ist, kann man es durchaus einmal austesten und sich dann entscheiden. Nach diesem Antesten sollte aber fürs erste eine Entscheidung in die eine oder andere Richtung gefunden sein.

Natürlich können sich auch Tabus verändern. Aber Tabus sitzen tiefer als Grenzen und um aus einem Tabu eine Grenze zu machen, werden die Beteiligten in der Regel einige Zeit benötigen. Wenn Sub also ein Tabu aufstellt, so ist die Sache erst einmal erledigt.
Durch Vertrauen, langsames Annähern und Einfühlungsvermögen kann Dom aber Neugier wecken. Dies ist auch nicht verwerflich, und so können mit der Zeit Tabus fallen. Kommt es schließlich zum ersten Versuch, mag es sinnvoll sein, dass Sub jederzeit abbrechen kann. Insgesamt ist ein langsames Herantasten mit einzelnen Stufen sicher sinnvoller, als sofort aufs Ganze zu gehen. Hier wäre dann Fingerspitzengefühl gefragt.

Für mich persönlich - und ich hoffe auch für alle anderen - bilden die Tabus meiner Partnerin die Grenzen des Spiels. Sie steckt mir durch diese mein „Spielfeld“ ab, auf dem ich mich dann mit ihr zusammen frei bewegen kann. Daher gibt es auch nur sehr, sehr wenige Gründe, warum ich ein neues Tabu akzeptieren könnte, denn damit würde das Spiel durch die neue einseitige Grenzziehung der Sub von ihr und nicht mehr von mir kontrolliert werden. Bisher kam dies aber noch nie vor, wohl weil vorher die Tabus und Grenzen intensiv beredet wurden und ich Anfängerinnen auch die Zeit zum Austesten ließ.

Was unterscheidet nun das Tabu von der Grenze? Nun, eine Grenze kann vom Dom verändert werden, das Tabu aber nur von dem, der es ausgesprochen hat. Mit der Zeit verschieben sich bei fast jedem aktivem BDSMler Tabus und Grenzen, dies scheint in der Natur von BDSM zu liegen. Was und wie weit die Entwicklung geht, ist hingegen individuell sehr verschieden.

 

Blogeintrag von Frekkja: Grenzen und Tabus

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