Warum sind viele Subs in einer Session nicht kommunikativ?

Geschrieben von Ruby

 

Oft Versteckt sich mehr hinter den Dingen als es auf den den ersten Blick scheint. Bei BDSM ist dieses Phonemen eigentlich fast überall zu finden, daher sollte man sich auch mit den Hintergründen beschäftigen.

Das ist eine sehr interessante Frage, findet ihr nicht? In dieser Frage steckt aber der Wurm, denn ist man wirklich nicht kommunikativ in einer Session? Ich kenne nur wenige Subs, egal ob männlich oder weiblich, die in einer Session keine Geschichten erzählen. 

Warum sind viele Subs (oft) in einer Session nicht (sehr)kommunikativ? Oder sollte es besser heißen, warum sind sie sehr still?

Ich würde mal sagen, bitte lasst euch keinen Blödsinn einreden. In den ganzen Jahren,  in denen ich mich mit BDSM befasst habe, kann ich mich bei hunderten kennen gelernten Menschen  nur an einen einzigen erinnern, der absolut  nicht kommunikativ war, während des Spiels. Der hatte nicht mal einen Mucks gemacht, wenn er von seiner Herrin einen Tritt in die Weichteile bekam. Aber all die anderen erzählen ganze Romane in einer Session. Das Wort kommunikativ leitet sich von Kommunikation ab, doch diese kann sowohl verbal als auch nonverbal stattfinden. Für die meisten Außenstehenden, die nicht involviert sind, ist die nonverbale Kommunikation allerdings eine Fremdsprache.

Es kommt aber auch auf die Session selber an. Denn die Anweisung kann auch lauten, dass ich neben meiner Lady am Boden sitzen kann oder knien muss und mich trotzdem an der Gesprächsrunde am Tisch beteiligen darf, solange ich nichts Dummes von mir gebe. So war das schon immer bei mir. Sage ich trotzdem etwas Dummes oder etwas Beschämendes, wird mir verboten zu Sprechen. Und zwar mit meiner Stimme. Aber genau da beginnt diese Sprache, welche keine Worte benötigt. Mimik und Gestik, wie z.B. ein böser Blick, Schmollen, Schämen, das Nasenstupsen, ein sadistisches Lächeln oder unsere Körperhaltung sagen sehr viel aus. Frech zu sein und auch mal heraus zu fordern  mag ich sehr gerne und das „Zunge zeigen” ist ja auch so ein nettes Beispiel. Und genau diese wortlose Sprache ist etwas wunderschönes, man sieht sich an und kann in den Augen seiner Lady genau lesen: „Jetzt hast du es dir verscherzt, freu dich auf die Strafe”.

Vielleicht kennt ihr das, hin und wieder klapp es nicht, alles hinunter zu schlucken und dann macht man auch als Sub eine ordentliche Aussage. Doch dann kommt genau jener Blick und man zuckt zusammen, senkt den Kopf und geht automatisch einen Schritt zurück.

Die Kommunikation geht also auf einer anderen Ebene weiter und wird dadurch genau genommen noch viel intensiver. Wenn es zur Sache geht und man z.B. geschlagen wird als Strafe für sein lose Mundwerk. In dem Fall zähle ich selbst zu den stillen Genießern, solange ein gewisses Niveau an Schmerz nicht überschritten oder meine Wunden Punkte nicht benutzt werden (meine Schulterblätter oder gar meine Nippel).

Meist hört man nicht mehr als ein leises Stöhnen, das sich mit der Zeit immer mehr steigert. Haut man richtig zu und hebt dieses Level an, dann erzähle ich ganze Buchbände. Lautes Stöhnen, Quietschen, Jaulen, der Körper spannt sich an und wird wieder locker, ich beiße mir auf die Lippe, kneife die Augen zusammen, balle langsam die Faust oder die Muskeln fangen zu Zittern an und ich kämpfe eisern,  um durzuhalten, will einfach nicht aufgeben. Jede einzelne Bewegung die man macht, jeder noch so leise Ton den man von sich gibt, sagt etwas, ohne dass dabei ein Wort ausgesprochen werden muss.

Egal ob man nun einen Knebel im Mund hat oder nicht, wir erzählen fröhlich weiter.
Wer mich kennt weiß, dass ich gerne eine freche Frage oder Aussage einwerfe wie „Wird das heute noch etwas mit den Schlägen?” oder „Werde ich heute nur gestreichelt”, was ich keinesfalls böse meine, sondern einfach nur versuche das Spiel anzufachen, dies geschieht dann aber auf eigene Gefahr.

Aber ich kann gut verstehen, warum man keine Geschichten mittels Wörtern erzählt, wenn man bearbeitet wird. Egal ob man jetzt geschlagen wird, die Nippel gefoltert werden, Strom durch einen fließt oder etwas vibrierendes einen in den Wahnsinn treibt. Man kann nicht abschalten, wenn man zählen oder etwas aufsagen muss, man kann sich nicht wirklich ausklinken und der Schmerz ist viel intensiver spürbar. Aber selbst dann erzählen diese Laute genau, wie es uns gerade geht, wenn man genau zuhört.

Der Effekt des Nicht-Abschalten-Könnens kann genauso hervorgerufen werden, wenn man mit (doofer) Musik (wie Blümchen) über Kopfhörer beschallt wird, da klappt das nicht mit Abschalten. Aber das ist  wieder ein anderes Thema.

Und genau deshalb, weil man  irgendwie einfach wegdriftet, egal wie  das beim Einzelnen aussehen mag, ist man so geizig mit Worten, aber nicht mit der Sprache die keine Worte braucht.

Ein Kopfnicken auf die Frage „Geht es noch, ist alles  o.k.?”, reicht auch vollkommen. Und genauso gibt es Gesten, wenn es wirklich zu heftig war, um dies dem anderen mitteilen zu können. Und es spielt keine Rolle ob das dann ein lauter Schrei, ein Stöhnen,  ein Anwinkeln des Fußes, ein Katzenbuckel oder ein Klopfen mit der Faust auf Bock ist, diese Geste sagt in dem Moment alles aus. Es kommt nur auf die Sprache an, die man gelernt hat zu sprechen. Erst wenn man  unterwegs abdriften sollte in den Subspace, „spricht” man nicht mehr, weil man nicht mehr wirklich da ist, aber dennoch anwesend ist. Ich fand das sehr interessant, dass ziemlich wenige diesen Zustand des Fliegens,  in dem alles um einen verschwindet und der sich wunderschön anfühlt, kennen.

Bei der Aftercare oder dem Runterkommen braucht man auch keine Worte, dennoch erzählen diese Bilder eine wunderschöne Geschichte. Ein 300 DIN A4 Seiten langes Referat kann diesen Moment mit tausenden Worten nicht beschreiben, aber dennoch wissen beide genau, was sie damit sagen. Einfach nur zu knien, den Kopf in den Schoß legen, sanft über den Kopf zu streicheln, leuchtende Augen,  Tränchen voller Glück, beide schweigen und dennoch werden tausend Dinge dabei erzählt.

Auch wenn kein Wort fällt in einer Session, muss das noch lange nicht heißen, dass nicht gesprochen, nicht kommuniziert wird, man muss nur ganz leise sein und genau zuhören. Dann versteht man es auch.

Aber, ich muss dennoch zugeben, dass es einen Punkt bei mir gibt, an dem auch ich verstumme und das meistens voll und ganz. Ob ich dann etwas erzähle kann ich nicht sagen, da muss man die anderen fragen. Wenn ich diene und eine Lady massieren soll, versinke ich in eine stille Welt und bekomme auch meistens nicht wirklich mehr etwas mit. Das hat sich über die Jahre zu einer Art von Meditation entwickelt, da können stundenlang der Rücken, die Waden, Füße oder andere Stellen bearbeitet werden. Ich kann dabei kein Wort sagen und brauche auch keine Ansprache dabei . Aber auch da wird sicher kommuniziert.  Ob sie dann stöhnt, weil ich den richtigen Knoten gefunden habe oder ob sie bei der Fußmassage einschläft, ist ein anderes Kapitel. ^^

So spricht jeder seine eigene Sprache und manchmal verstehen wir diese, auch wenn keine Worte dabei fallen. Manchmal wirkt es nur nicht kommunikativ auf Leute, die diese Sprache nicht verstehen,  aber in Wirklichkeit findet eine Menge Kommunikation auf nicht verbaler Ebene statt. Vor und nach einer „Session” sollte man aber reden können, diese Fähigkeit muss man als Sub/Sklavin (Dom und Herrin genauso) etc. haben, denn nur dann kann man auch diese stille Sprache ohne Worte erlernen. Aber alles braucht seine Zeit und da muss man eben Geduld haben. =)

Beherrscht man diese Sprache, kann man den Leuten echt tolle „Show Sessions” bieten. *fg* Oder sehr innig miteinander spielen.

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Ist doch ein schöner Text geworden finde ich, sicher nicht perfekt, aber dennoch kann man den Kern finden darin. Kommunikation findet auf verdammt vielen Ebenen statt und nicht immer ist sie für jeden ersichtlich. Manchmal soll sie auch gar nicht für jeden ersichtlich sein. Ich lasse mich aber auch gerne eines Besseren belehren. Wie denkt ihr darüber? Klar, mit einem Maulkorb oder einem Knebel kann man nicht sprechen, aber man kann sich doch noch immer mitteilen und seinem Gegenüber sagen, wie es einem geht. Wer Lust haben sollte, dies zu kommentieren, ist herzlich eingeladen dies zu tun.

Ruby 


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