Spielbeziehungen haftet eine gewisse Emotionslosigkeit an. Oft verbindet man damit das pure Spiel, reduziert auf BDSM. Die zwischenmenschliche Ebene scheint hintergründig zu sein und wer sich in dieser Art der Beziehung wohl fühlt, scheint Bindungsängste zu haben oder einfach nur sexuell bedürftig.
Ich finde solche Aussagen werden einer Spielbeziehung nicht grundsätzlich gerecht. Ich kenne viele Menschen, die sich bewusst für diese Form der Auslebung von BDSM entschieden haben, und zwar aus unterschiedlichsten Gründen. Auch ich bevorzuge diese Beziehungsform im Kontext BDSM.
Spielbeziehungen können durchaus eine sehr emotionale Ebene haben, wenn sie auch nicht einen gemeinsamen Lebensplan und Lebensentwurf enthalten. Der Vorsatz, für immer zusammen zu bleiben ist nicht vorhanden, aber das schmälert nicht die Intimität, die zwei Menschen miteinander haben können. Man erlebt ebenfalls sehr intensive Momente zusammen, die Gefühle wie Zuneigung, Wertschätzung und eine wohlwollende Haltung mit sich bringen können.
Oft höre ich, dass Dom und Sub ja weniger Verantwortung füreinander tragen, wenn sie nur eine Spielbeziehung haben. Sie treffen sich, haben eine Session und gehen dann wieder getrennte Wege. Frei nach dem Motto „aus den Augen aus dem Sinn“.
Ich kann diese Meinung nicht teilen, denn eine funktionierende Spielbeziehung setzt ebenfalls eine Motivation, sich auf einen Menschen einzulassen, voraus. Das gegenseitige sich kennen und verstehen Lernen gehört genauso dazu wie die Tatsache, den Alltag des anderen zu akzeptieren. Zu wissen, dass man nicht an diesem Teil haben wird, sondern nur einen exklusiven Teil der Lebenswelt darstellt. Man benötigt also auch eine Portion Disziplin, um sich nicht jederzeit in den Alltag des anderen zu drängen, auch wenn die Sehnsucht einen quält. Es erfordert den Willen, immer wieder neu entstandene Distanzen zu überwinden, die einfach eine Folge von dieser Art der Beziehung sind. Den anderen da abzuholen, wo er vielleicht nach Wochen steht. Schwierig ist es, wenn man eventuell Sub Aufgaben gibt, die sie spontan in ihren Alltag integrieren soll, diese aber nicht vollzogen werden können, da sie gerade was anderes wichtiges zu erledigen hat. Da muss man mit Offenheit und einer gehörigen Portion Gelassenheit gewappnet sein. Es nicht als Zurückweisung werten, sondern als eine Gegebenheit. Unsicherheiten und Missverständnisse können recht schnell entstehen und auch da ist Kommunikation alles. Aber eben nicht immer sofort und unmittelbar, sondern manchmal Tage später, wenn der andere Raum dafür hat. Das Sicherheitsbedürfnis ist oftmals höher, wie in einer Lebenspartnerschaft, da ja der andere jederzeit aus der Beziehung aussteigen kann. Und das ohne großen Aufwand. Es ist nicht immer einfach, diese Gefühle in einen passenden Umgang zu packen. Schnell kann klammerndes Verhalten auftreten, welches in dem Rahmen eher destruktiv wirkt.
Man lebt keinen gemeinsamen Alltag. Die täglichen Sorgen, Freuden und Nöte sind für die Beziehung nebensächlich. Jeder bewältigt sein Leben völlig autark und trotzdem kann es Einfluss auf die Spielbeziehung nehmen.
Es ist also nicht so, wie es vielleicht manchen scheint, dass eine Spielbeziehung nur Spaß bedeutet und nichts von einem erwartet. Es erwartet vor allem von einem selbst etwas. Man ist oftmals sein eigener Sparringpartner.
Was ich an einer Spielbeziehung wirklich schätze ist, dass sie ein Kind der Freiheit ist. Man ist sich nicht durch äußere Umstande verpflichtet, man trifft sich, wenn man den anderen sehen und erleben möchte. Es ist eine Insel, auf die man immer wieder gehen kann. Ein Abtauchen vom Alltag und ein gesichertes Auftauchen; spätestens wenn das Treffen vorüber ist. Vorfreude gibt der Wehmut über den Abschied die Hand. Dazwischen liegt der Alltag, den jeder alleine bewältigt.
Autorin Adena
SwissJazz schrieb am 29.09.2013
Endlich...
...mal ein Text, der mir die Worte aus dem Mund nimmt!
Auch ich lebe BDSM in der Form aus und es scheint noch genügend Spielpartner-Interessierte zu geben, die die Herausforderungen einer Spielbeziehung noch nicht in ihrer Tiefe verstanden haben.
LG
SwissJazz
Alina schrieb am 02.09.2013
Anfänger - Sub braucht Rat
Ich stecke nun seid 2 Wochen das erste Mal in einer online D/S- Beziehung. Ich habe meinen Dom einmal getroffen. Die Praktiken sind für mich alle neu, ich gewöhne mich nur langsam an die neue Situation, erweitere aber fast jeden Tag meine Grenzen. nun möchte mein Dom in 2 Wochen eine richtige Session mit mir starten, mit Rollenspiel, etc. Ich weiß nicht, ob das zu früh ist, ob ich schon bereit bin, ob es nicht auch noch andere Möglichkeiten gibt und nicht gleich aufs Ganze zu gehen. Brauche Rat von Außenstehenden.
Hallo Alina,
wenn du es nicht weißt dann solltest du deine Unsicherheit
kommunizieren, ein guter Dom wird darauf eingehen und in dem Fall wird
er das Treffen offen gestalten. Wenn er dich aber mehr oder weniger zu
einer Session drängt, dann Finger weg von dem Typen. Ihm geht es dann
vor allem um seinen Spaß und nicht darum zumindest auch deine
Grundbedürfnisse im Auge zu behalten. Dann kann bei so einer Session
eine Menge schiefgehen. Wenn er mehr auf dich und deine Ängste eingeht
solltest du dich denoch unbedingt covern lassen! Wenn du dich über das
Thema austauschen willst oder einen Coverer suchst dann meld dich am
besten im Forum (forum.gentledom.de) an. Dort findest du auch die Autorin.
Liebe Grüße
Gentledom