"Und die Moral von der Geschicht.... oder: die Moral und ihre eigenen Wege"

 

Hier erst einmal Freund Wiki und seine Meinung:

"Moral bezeichnet zumeist die faktischen Handlungsmuster, -konventionen, -regeln oder -prinzipien bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen."

 

Prima, und nun meine Meinung oben drauf. ;-)

Moral – wir kriegen sie schon in den Kinderschuhen aufgetischt mit „das macht man aber nicht“ oder ähnlichen klugen Sprüchen. Wir wissen alle (ok, fast alle) was die Moral unserer Gruppe unserer Kultur ist, nicht wahr?

Und was ist diese genau, diese Moral? Was gibt sie vor zu sein und vor allem, wer legt fest, dass die Dinge so laufen zu haben, damit sie moralisch vertretbar sind?

Ich komme aus einem recht konservativen Elternhaus, ja, sogar kirchlich geprägt. Die Moral wird und wurde großgeschrieben und es war mir immer bewusst, dass „es sich eben so gehört, ihr zu folgen“ – quasi als „Zutat für ein glückliches Leben“.

Meine persönlichen Gedanken zur Moral in Sachen Treue in einer Partnerschaft waren auch immer sehr klar gesteckt. Ich glaube aber eher aus meinem eigenen Wertesystem, wie man mit einem Menschen umgeht, als aus der aufgedrückten moralischen Verpflichtung heraus.

Ehrlichkeit, Respekt, Vertrauen und Hingabe – das sind die Worte für mich, die eine Partnerschaft in der Umsetzung verdient haben sollte. Und ja, daraus erschließt sich auch das Zauberwort „Treue“ (hier mal von einer ganz normalen Beziehung ohne weitere Absprachen ausgegangen)

Es ist mir auch wichtig, dass es für meine Person beherzigt wird. Auch ich möchte nicht hintergangen werden und kann von Glück sprechen, das mir dieses bislang auch noch nie passiert ist. (Oder ich es nicht mitbekommen habe, was ich aber fast ausschließen kann)

Und doch lerne ich – aus Sehnsüchten und Wünschen getrieben – das man von dieser gradlinigen Spur auch abweichen kann. Und auf einmal gibt es da nicht mehr nur die „falsch-und richtig-Aussagen“, nein, die Moral kann sich ihre eigenen Wege bauen.

Und je mehr man sich auf diesem Pfad einlässt, desto legitimer wird das Ganze auf einmal.

Zwei Dialoge:

1.)

Ich: darf ich meinen Partner betrügen?

Die alteingesessene Moral: „nein liebes Menschenkind, das darfst du nicht. Achte Deinen Partner!“

Ich: Aber mein Wunsch ist so stark und ich kann meine Sexualität doch nicht ausleben mit ihm – ich habe doch schon alles mir mögliche probiert um mit ihm einen Weg zu finden!?

Die alteingesessene Moral: “nein, liebes Menschenkind, du hast Dich für diesen Mann entschieden und nun stehe auch dazu. Verletze ihn nicht mutwillig wegen deiner Triebhaftigkeit. Du wusstest vorher auf was du dich eingelassen hast. Entweder Treue oder Trennung.

Ich: Du hast Recht, ich kann und will meine Beziehung nicht aufs Spiel setzen und Gefahr laufen, einen Mann den ich liebe, derart zu verletzen. Da verzichte ich lieber auf meine eigenen Bedürfnisse…

 

2.)

Ich: meine Sehnsüchte und Wünsche tanzen mir auf der Nase herum. Ich möchte so gerne treu sein, aber mir etwas – etwas, was auch zu mir gehört und auch gelebt werden möchte…

Die neue Moral: „Mein liebes Menschenkind, du musst in dich hinein fühlen und daraus handeln. Und wenn das Ergebnis ist, dass Du zweigleisig fährst, nun – dann musst du dieses eben tun. DU musst glücklich sein. Du hast wirklich schon so vieles probiert und ihr findet einfach keinen Weg, keine Lösung und wenn DU nicht glücklich bist, dann kannst Du es in der Beziehung doch auch nicht sein, oder? Vielleicht profitiert er sogar davon, weil du deinen Seelenfrieden gefunden hast, ausgeglichener und zufriedener bist. Natürlich ist die Situation nicht schön, aber hey – willst Du wirklich eine Partnerschaft wie Deine weg schmeißen? Einfach hinter dir lassen? Ihr seid so innig miteinander und habt Euch so viel aufgebaut – nur das eine, das eine kleine – die Sexualität, die stimmt eben nicht bei Euch. Und außerdem wusstest Du nicht von Beginn an, das er diese Neigung nicht hat, ganz im Gegenteil : Die Hoffnung von Euch beiden hat Euch in die Irre getrieben, das ist menschlich aber deswegen unglücklich zu sein, kann nicht die richtige Lösung sein.“

Ich: Ja, vielleicht hast Du recht, aber…..

 

Ich gebe es zu. Etwas überspitzt geschrieben aber so ähnlich läuft es grade bei mir ab und ich wundere mich. Ich wundere mich über mich selbst. Es scheint wie Engelchen und Teufelchen auf der Schulter sitzend…

Kennt ihr die Beiden? Wie geht ihr mit Ihnen um?

 


Kommentare:


redcat schrieb am 13.11.2013


Kategorischer Imperativ

Hallo erstmal..

ich denke Du weißt nur zu gut, dass diese Art Engelchen und Teufelchen zu sehr vielen, vielleicht sogar (bestimmt sogar) sprechen sie zu allen von uns.

Mein Kommentar ist wenig tröstlich, holt dich wenig da ab wo du gerade stehst und scheint daher weniger einfühlsam. Er kommt aber aus der Erfahrung mit teuflischen Gedanken; Handlungen und deren Folgen. Du führst Nummer 1 und 2 auf und lässt 3 gleich mal weg, bzw erwähnst 3 nämlich eine Beziehung mit Absprachen nur in einer Klammer- was impliziert das du dies für dich/ euch ausschließt. Warum? Hast Du ihn schon gefragt? Und ich meine nicht angedeutet, sondern wirklich direkt gefragt.

Das Bezugssystem der Werte anderer Menschen als jener mit denen du das Leben teilst kann dir egal sein. Dafür sollte dir deine eigenen Werte und die der Menschen die du liebst heilig sein. Mir kommt es aber immer öfter so vor, dass sich die Menschen mehr drum kümmern was die Nachbarn sagen wenn xy an Tageslicht tritt, als sich Gedanken darum zu machen was sie sich selbst und ihren Lieben antun.
Behalte doch den Kategorischen Imperativ deiner eigenen Werte und tu keinem anderen was du nicht willst das dir getan wird.
Ja das bedeutet Veränderung und ja das bedeutet Schmerz. Aber alles andere bedeutet Gefangenschaft in einer Schattenwelt der Lügen.

Wie war das? Es gibt kein richtiges Leben im Falschen.

lg redcat


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo redcat,
danke für Deine Zeilen. Ja, Punkt 3 habe ich in meinem Fall sehr bewusst ausgelassen, weil es bei uns keine Option zu sein scheint. 
Was meine Moral und die der anderen anbetrifft - nun, da bin ich deutlich an dem Punkt angekommen, dass mich nur das interessiert, was mich und meine liebsten anbetrifft. Natürlich kann ich mich nicht ganz davon frei sprechen, das ich bzw. mein Ego zwischendurch nach "Zurufen und Bestätigung buhlt", aber in grundlegenden Dingen bin ich da durch die Jahre schon sehr klar geworden. 
Es gibt hier in meinem Thema wohl kein richtig oder falsch, sondern jeder muss für sich selbst aufwiegen, was in den Vordergrund möchte.Eine "all-around-Lösung" gibt es wohl in den seltensten Fällen. 
Ich finde es nur so sehr spannend, wie sehr dieses Bedürfnis einen einnehmen kann. Es hat die Kraft, grundlegende Bedürfnisse in Frage zu stellen. 
Nun ja...

Kya schrieb am 13.11.2013


"Und die Moral von der Geschicht.... oder: die Moral und ihre eigenen Wege" Gentledom´s Comment

Hallo Gentledom,

zu Variation 1: Ja, das kenne ich zu gut, dieses Problem ist das, was mich am meisten derzeit, bzw seit fast einem Jahr, umtreibt. Die Neigung nicht mit dem Partner ausleben zu können, mit dem man schon so lange zusammen ist, und auch glücklich, nur ... ja auf der sexuellen Ebene nicht. Ja, ich habe schon sehr viel ausprobiert, unter anderem auch offene Gespräche die sehr intensiv waren. Mein Partner hat mir "erlaubt" mir jmd zu suchen, bei dem ich meine Neigung, devot, ausleben kann und dennoch ... immer wenn ich jemanden kennenlerne und sich Neugierde entwickelt, zucke ich innerlich doch zurück weil im Hinterkopf der Gedanke steht: Du betrügst deinen Partner!
Keine einfache Situation, wirklich nicht, da bei uns auch noch ein Kind involviert ist, also würde ich ja nicht nur meinen Partner, sondern auch unser Kind verletzen?
Auf der einen Seite das große Verlangen, endlich "fühlen und sein" zu können und zu dürfen, auf der anderen Seite die Angst, damit alles zu verspielen.
Zuerst war ich überrascht, wirklich stolz und erfreut das ich von Seiten meines Partners nach jmd suchen darf, also "zweigleisig" fahren dürfte, doch nun, nach einigen Monaten kristallisiert es sich langsam aber sicher heraus, das es ihm wohl doch ein Dorn im Fleisch ist, diese Erlaubnis gegeben zu haben.
Doch, kann man nur wegen unerfülltem Verlangen, eine eigentlich starke Beziehung aufs Spiel setzen? Bisher habe ich, trotz vielem Nachdenken, intensiven Gesprächen mit Gleichgesinnten, und einigem mehr keine befriedigende Antwort bekommen.
Darf man wirklich so egoistisch sein, wegen einer Neigung, alles aufs Spiel zu setzen? Den langjährigen Partner und Vertrauten so verletzen?

Liebe Grüße Kya


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Kya,
ich bin zwar nicht Gentledom (spätestens beim Kuchen-und Keks-Essen wäre ich enttarnt *zwinker) aber ich möchte mich bei Dir für deine Gedanken bedanken.
Ich fühle sehr ähnliches wie Du. Respekt das Dein Partner dir (wahrscheinlich vom Kopf gesteuert) die Freiheit gibt. Ich würde das als großes Kompliment an Dich, bzw. deine Partnerschaft sehen.
Ich kann verstehen, dass es Dir trotzdem schwer fällt - wie ich schon sagte - es gibt hier kein richtig und falsch. Höchstens individuell ein "richtig und falsches Anfühlen einer Situation".
Hast Du für dich schon eine Strategie der Zukunft ? 
Liebe Grüße

Frechdächsin schrieb am 13.11.2013


Ebenso

Ich fühlte mich gerade, als ob ich über mich lese. Ja ich kann zwar viel mit ihm ausleben aber nicht alles. Ich würde sooo gerne mal wieder mit einer Frau, oder zu mehreren oder einfach ein bisschen mehr von allem etc. Aber mein Engelchen sagt nein, er und du liebt euch und du würdest ihn verletzen und du hast am anfang der beziehung eingewilligt eine Feste zu haben....
Und andererseits is da der kleine Teufel, den ich immer mehr höre, der meint, dass ich es doch einfach tun solle, damit ich glücklich bin und meinen Freund nicht mehr deswegen anzicke usw.

Ich bin gespannt auf andere Schriebsel =)


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