Das ewig alte Thema - Topping from the Bottom einmal aus Subsicht

Topping from the bottom mal von der anderen Seite

Nachdem ich so viel darüber lese und selbst meine leidlichen Erfahrungen mit dem Thema gemacht habe, muss ich jetzt doch auch mal etwas dazu schreiben:

Liebe Doms, glaubt ihr etwa, uns macht das Spaß?

In unseren Sub-Träumen sieht das in etwa so aus: Wir müssen überhaupt nichts erzählen oder manipulieren, weil Dom die Fäden fest in der Hand hält und seine Wünsche und Fantasien irgendwie mit den unseren übereinstimmen. Kreativ und immer mit der richtigen Dosis Härte oder Gefühl führt er uns durch die Session und weiß stets genau, wie er sich der Situation entsprechend zu verhalten hat.

Soweit zur Fantasie. Hört man Subbies in der Mittagspause so reden, stellt sich die Realität natürlich anders dar: Da hört man Beschwerden über unkreative Herren und sture Doms, die auf unerwartete Änderungen des Ablaufs einfach nach Schema F reagieren und zum 120sten Mal den Gürtel auspacken, während Sub sich gähnend auf's Bett legt und in Gedanken mal die Gästeliste für die Geburtstagsfeier durchgeht.
Spannung? Fehlanzeige. Auf die vorsichtige nachträgliche Nachfrage, ob man vielleicht mal ein bisschen Abwechslung reinbringen könnte, kommt dann entweder ein (unsicher) dominantes „Mein Spiel“ oder (in Beziehungen besonders beliebt!) ein fast schon beleidigtes „Na ja, dann sag halt auch mal, was du eigentlich willst“. Aber liebe Alltagsdompteure, genau da liegt der Hase im Pfeffer:

Wir WOLLEN gar nicht groß darüber sprechen, was wir von einer Session erwarten – denn unser Wunsch ist es ja eigentlich, den Willen unseres Herrn zu erfüllen, oder? Aber leider ist dies sehr oft leichter gesagt, als getan, besonders dann, wenn die Vorstellungen beider Spielpartner voneinander abweichen. Wenn dann Subbie in Natura vielleicht doch eher ein stärkerer Charakter ist und der Dom Kreativität und natürliche Authorität nicht direkt mit der Muttermilch aufgesogen hat, macht sich bei Sub schnell Verzweiflung breit.
Wenn man nur miteinander spielt, kann man theoretisch einfach weitergehen und den nächsten Dom „ausprobieren“- ob man damit auf Dauer glücklich wird, steht wahrscheinlich wieder auf einem ganz anderen Blatt. Doch wenn man in einer festen Beziehung lebt, muss man einfach nehmen, was der andere geben kann – was leider nicht immer ausreicht.
Mittlerweile ist mir mehr als eine gefrustete Sub über den Weg gelaufen, die aus Verzweiflung anfing, ihrem Partner Wunschzettel zu hinterlegen, weil sie sich einfach nicht mehr anders zu helfen wusste. Lässt sich Dom allerdings dazu herab, diese zu „erfüllen“, ist der Beigeschmack für beide (und Subbie ganz besonders!) oft mehr als schal, denn das ist ja nun auch wieder nicht das Gesuchte.

Genauso verhält es sich meiner Meinung nach mit Manipulation. Bis zu einem gewissen Grad bin ich sehr dankbar, wenn mein Herr diese Manipulation ins Spiel miteinbezieht (und mir dabei natürlich glaubwürdig verkauft, dass er diese erkannt und nur gnädigerweise eingebaut hat;-). Nimmt es jedoch überhand und bekomme ich das Gefühl, die eigentliche Lenkerin des Spiels zu sein, übermannt mich riesiger Frust und ich fange an, offen zu provozieren. Dies tue ich dann solange, bis ich an irgendeinem Punkt auf Widerstand stoße. Nimmt mir mein Herr nicht irgendwann die Zügel wieder ab (und dabei muss er dann wirklich authentisch sein!), ist das Spiel gelaufen – mit sehr großer Wahrscheinlichkeit für immer.
Diese unfreiwillige Gratwanderung ist verdammt heikel, auch für mich. Denn ich will ja nichts zerstören, meinen Herrn nicht verletzen – aber wenn meine „Hilferufe“ zu lange überhört werden, schlägt Verständnis irgendwann in handfesten Frust um. Ein offenes Gespräch hat in diesem Stadium meist schon stattgefunden und entweder nichts gebracht oder "Wunschzettel-Situationen" hervorgerufen.

Also, was ist die Lösung des Problems, soweit es eine gibt? Ich denke, im Endeffekt sollten sich beide Parteien irgendwo in der Mitte treffen – natürlich sollte Sub, um glücklich zu werden, an ihren hohen Erwartungen arbeiten, auch wenn das einfacher klingt, als es (meiner Erfahrung nach!) ist.
Aber liebe Doms: Ihr brecht euch auch keinen Zacken aus der Krone, wenn ihr euch in einem stillen Moment mal hinsetzt, und euer „Herrschen“ mal etwas genauer unter die Lupe nehmt und dabei auch die Bedürfnisse eurer Sklavin miteinbezieht – denn Topping from the Bottom ist in vielen Fällen schlichtweg ein Ausdruck von Verzweiflung, ein Hilfeschrei. Nicht jede Sub, die dies tut. ist automatisch völlig „unfähig sich unterzuordnen“. Oft fehlt einfach die richtige Methode oder, wenn dies nicht möglich ist, vielleicht auch ein erfahrener Herr.

Deshalb ihr Lieben, habt auch ein wenig Mitgefühl mit uns – wir starken Subbies haben es mit uns selbst schwer genug, denn wir brauchen wohl einfach ein bisschen mehr als andere und unter dem damit verbundenen Frust (der wirklich nicht gering ist!) leiden wir selbst am Allermeisten. Der Umgang mit uns ist mit Sicherheit fordernder und erfordert mehr Konsequenz und Kreativität, als das bei mancher „braven“ Sklavin der Fall ist...
Das heißt wirklich nicht, dass wir nicht zufriedenzustellen sind – aber für Anfänger sind wir wohl wirklich nur bedingt geeignet;-)


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